Die letzte Ruhestätte für leidenschaftliche Gärtner
Gerade in dicht bebauten Großstädten, in denen freie Flächen zunehmend versiegelt werden, bieten Friedhöfe einen geschützten Rückzugsort für immer mehr Pflanzen und Tiere. Oft tragen die jahrhundertelang gewachsenen Biotope gemeinsam mit alten Parks oder Waldflächen erheblich zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Zahlreiche alte Friedhöfe in verschiedenen deutschen Städten bemühen sich in den letzten Jahren verstärkt darum, den Schutz und Ausbau der Artenvielfalt auf dem eigenen Gelände voranzutreiben.
Der Abteifriedhof Hamborn ist für die Stadt Duisburg ein wichtiges Biotop, in dem Insekten, Vögel, Eidechsen, Igel und noch viele weitere Tiere mehr Unterschlupf finden. Dazu trägt auch das 2018 neu geschaffene Gemeinschaftsgräberfeld der Hummelwiese bei. Die Anlage der Hummelwiese erfolgte nach einem wohldurchdachten gärtnerischen Konzept: In der Mitte des Bereichs findet sich, angeordnet in Form einer großen liegenden Acht, eine Gemeinschaftsurnenanlage, auf der 20 Urnen Platz finden. In ihrer Mitte steht eine Natursteinstele mit quadratischem Grundriss, auf der die Namen der Bestatteten angebracht sind. Über die Positionierung des Namens auf der Stele ist eine ungefähre Lokalisation der Urne auf der Grabanlage möglich.
Die Bepflanzung auf den Gräbern wechselt nicht. Sie ist dauerhaft angelegt und ermöglicht den wiederkehrenden BetrachterInnen, die Gestaltung der Gräber im Laufe der Jahreszeiten zu verfolgen. Menschen, die sich auf der Hummelwiese bestatten lassen möchten, wissen so zu Lebzeiten, wie sich die Grabanlage im Laufe des Jahres den BesucherInnen präsentiert. Angehörige der Verstorbenen müssen sich über die Pflege der Gräber keine Gedanken machen. Diese wird von den GärtnerInnen des Abteifriedhofs übernommen. Die Möglichkeit der Urnenbestattung und das Angebot der pflegefreien Gräber entspricht dem momentanen Zeitgeist. Hier wird diesen Bedürfnissen entsprochen. Mehr zur Entwicklung der Bestattungs- und Trauerformen finden Sie im Text zur Glockenwiese.
Vor allem NaturliebhaberInnen und GärtnerInnen aus Leidenschaft sollen durch die Gestaltung der Hummelwiese angesprochen werden. „Wie der eigene Garten“ ist die Grabanlage gestaltet, mit zahlreichen Blumenrabatten, Rasen, einem Baum und in Zukunft vielleicht sogar mit einem Wasserlauf, wenn es nach dem planenden und ausführenden Gärtnermeister Johannes Aengen-Eyndt geht.
Rund um die Grabanlage wurden Rabatten mit Stauden, Zwiebelgewächsen und Gehölzen angelegt. Sie alle blühen im Laufe des Jahres und zeigen BesucherInnen ein buntes Spiel der Farben und bieten Insekten reichlich Nahrung. Folgende Pflanzen bieten sich den BetracherInnen dar: Zu den Gehölzen gehören Ginster, Schmetterlingsflieder, Clematis, und ein Tulpenbaum. Zu den Stauden Katzenminze, Salbei, Fetthenne, Zitronenmelisse, Eisenhut, Sonnenhut, Rosmarin, Mädchenauge, Mohn, Herbstastern, Frauenmantel, aber auch exotischere Pflanzen wie die große und schon im Januar blühende Baum-Wolfsmilch. Tulpen, Narzissen, Krokusse, Schachbrettblumen, Schneeglöckchen und Kaiserkronen gehören zu den Zwiebelgewächsen – so wie auch der Kugellauch, der im Mai vor Bienen und Hummeln nur so wimmelt. Eine Ramblerrose rankt am Tulpenbaum entlang und verleiht ihm eine zweite Blüte.
Bänke, gefertigt aus einem Baum, der wegen Windbruch gefällt werden musste, laden BesucherInnen jeden Alters zum Verweilen ein und ziehen mit ihren zahlreichen Astlöchern Wildbienen und Wildhummeln an, die in ihnen Unterschlupf finden. Ein beliebter Ort ist die Hummelwiese nicht nur bei älteren BesucherInnen und SpaziergängerInnen, auch die SchülerInnen der nahen Leibnitz-Gesamtschule kommen gern her.
Auf dem Abteifriedhof bietet aber nicht nur die Hummelwiese ein sicheres zu Hause für allerlei Tiere. Eine sich über den gesamten Friedhof ziehende lange Hainbuchenhecke ist Unterschlupf für Eidechsen, Waldmäuse und Igel. Zilpzalp, Heckenbraunelle und Mönchsgrasmücke bauen darin ihre Nester.
Der Abteifriedhof Hamborn ist ein ruhiger Ort wilden Lebens inmitten der Großstadt Duisburg.